Über 200 Gäste kamen gestern in den vollbesetzten Saal des Quadriga-Forums Berlin um eine lebhafte Diskussionsrunde der Stiftung Datenschutz zu verfolgen. Teilnehmer der Runde zur bevorstehenden EU-Datenschutzgrundverordnung, einer Art europäischem Grundgesetz für den Umgang mit personenbezogenen Daten, waren u.a. Dr. Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesinnenminister, und Sven Hermerschmidt, Leiter der Projektgruppe Datenschutzgrundverordnung bei der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Möglichkeiten der Verbraucher, auf die wachsende Digitalisierung des täglichen Lebens einzugehen. Der Parlamentarische Staatssekretär, Ole Schröder, wies dabei darauf hin, dass sich Nutzungsbedingungen von Internetanwendungen grundlegend gewandelt hätten. „Das Prinzip der Datensparsamkeit ist im Zeitalter von Big Data und allgegenwärtiger Vernetzung nicht mehr zeitgemäß“, sagte Schröder bei einer Veranstaltung der Stiftung Datenschutz in Berlin. Aus seiner Sicht müssen auch in Europa innovative Anwendungen möglich sein.
Seiner Meinung nach seien beispielsweise Techniken der Pseudonymisierung ein probates Mittel, um Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und zugleich einen angemessenen Schutz der Persönlichkeitsrechte zu gewährleisten. Bei dieser Technik wird der Name oder ein anderes Identifikationsmerkmal der betroffenen Person durch ein Pseudonym, beispielsweise eine mehrstellige Buchstaben- oder Zahlenkombination, ersetzt, um die Identifizierung des Betroffenen auszuschließen oder wesentlich zu erschweren.

Eine gegensätzliche Meinung vertrat Sven Hermerschmidt, Leiter der Projektgruppe Datenschutzgrundverordnung bei der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Andrea Voßhoff, als deren Vertretung er kam: „Das Prinzip der Datensparsamkeit ist nicht unmodern. Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Big Data und Datensparsamkeit, denn personenbezogene Daten können und müssen weiter geschützt werden.“

Den Abschluss der jahrelangen Verhandlungen um eine europäische Datenschutzgrundverordnung sieht Schröder noch in diesem Jahr. „Wir gehen davon aus, dass sich dieses anspruchsvolle Regelwerk bis Ende des Jahres unter der erfahrenen Ratspräsidentschaft aus Luxemburg zu einem Ende führen lässt“, sagte Schröder auf der Veranstaltung.

Die Stiftung Datenschutz sieht deren Vorstand Frederick Richter dabei als einen zentralen Partner bei der Umsetzung der Grundverordnung: „Die Runde hat gezeigt, dass der Datenschutz lebt. Nach den langen Verhandlungen um die europäische Verordnung wollen wir als aktiver Vermittler zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft agieren.“

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